Viele von uns können sich noch gut daran erinnern, wie Präsident Kennedy die Nation dazu aufforderte, „sich dem Ziel zu verschreiben, bis zum Ende des Jahrzehnts einen Menschen auf dem Mond zu landen und ihn wieder sicher zurück zur Erde zu bringen.“ Aber sein inspirierender Appell an die beiden Kammern des US-Kongresses am 25. Mai 1961 war noch umfassender und ambitionierter:
Kennedy war der Überzeugung, das von ihm ausgerufene Mondlandeprogramm sei eine Gelegenheit Wissenschaft und Forschung beispielsweise für die Erweiterung und Verbesserung der Satellitentechnik für die Telekommunikation und weltweite Wetterbeobachtung.
Das Apollo-Programm würde die Chance bieten, die Geologie des Mondes zu erforschen. Parallel zum Wettbewerb unter den Astronauten um die begehrten Plätze in der ersten Mondlandemission entbrannte auch in wissenschaftlichen Kreisen ein ähnlicher Wettstreit: Welche wissenschaftlichen Experimente würden zuerst auf dem Mond durchgeführt werden?
Die Antwort auf die Frage aller Fragen: Wie weit ist es bis zum Mond?
Ein mögliches Experiment ergab sich aus dem langjährigen Interesse der Astronomie: die genaue Entfernung zwischen Erde und Mond. Diese Frage hatten sich Wissenschaftler bereits seit Jahrhunderten gestellt, und selbst in der von Isaac Newton 1687 veröffentlichten Gravitationstheorie spielte sie eine bedeutende Rolle.
Jetzt, fast 275 Jahre später, als Apollo konkret wurde, würde sich die Möglichkeit ergeben, diese Frage der Fragen endgültig und präzise zu beantworten. Für ein Experiment zur Bestimmung des Abstandes zwischen Mond und Erde würde aus dem Mond kurzerhand ein „Satellit“, und mit der passenden Technologie könnten Mond und Erde „miteinander sprechen“.
Entwicklung des „Lunar Laser Ranging“-Experiments
Ende der Fünfzigerjahre war Dr. James Faller Student an der Universität Princeton. Er gehörte einer Forschungsgruppe unter Leitung von Professor Robert Henry Dicke an, einem amerikanischen Physiker, der die Astrophysik, Atomphysik, Kosmologie und Schwerkraftforschung um wichtige Beiträge bereichert hatte. Die Studenten und Wissenschaftler untersuchten den Einsatz von künstlichen Erdsatelliten für die präzise Verfolgung des Sternenfelds.
Als ein Ergebnis dieser Diskussionen entwickelte Dr. Faller das Konzept eines Mond-Laser-Experiments, das auf dem Mond aufgebaut werden konnte. In seinem Paper, „A Proposed Lunar Package: A Corner Reflector on the Moon“ skizzierte er die Idee eines robusten und dennoch leichten Reflektors von einem bis anderthalb Kilo Gewicht vor, der auf der Mondoberfläche aufgestellt werden würde. Ein von der Erde ausgehender Laserstrahl würde dann auf diesen Reflektor gerichtet; das Instrument würde das Licht zur Erde reflektieren. Die dafür benötigte Zeit würde gemessen werden und dadurch „eine präzise Messung des Abstandes von der Erde zum Mond ermöglichen.“
Bevor er sein Referat abgab, versah Faller es am oberen Rand mit einer handschriftlichen Notiz: „Professor Dicke, ergibt das für Sie einen Sinn?“
Weniger als ein Jahrzehnt später sollte die ganze Welt wissen, wie richtig Dr. Faller mit seiner These lag.